3D Modeling 2009 – 2021
Text von Heiner Reber
GEORG HORNUNG – MORPHOGENETICS
Eine Annäherung von Heiner Reber
Die Welt ist alles, was der Fall ist, sagt Ludwig Wittgenstein. Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt, sagt Pippi Langstrumpf.
In der Spannung dieser beiden Positionen liegt die große Kraft und Magie der MORPHOGENETICS von Georg Hornung.
Denn die Welt(en), die Georg Hornung mit seinen MORPHOGENETICS entwirft, könnte(n) der Fall sein. Denn sie gehorchen als Konstruktion der Logik der Mechanik. Und als Form und Farbe und Licht und Schatten nur dem Willen von Georg Hornung.
DER WILLE, NEUES ZU ERSCHAFFEN
Der, vormals Gartenbauer und biologischer Weltenschöpfer schöpft aus einer schier unerschöpflichen botanischen Phantasie. Und dem unbedingten Willen, Neues zu erschaffen.
Neu im Sinne von noch nicht gesehen. Neu vor allem aber in dem Sinne einer reicheren Wirklichkeit. Wie seine INNERWORLDS zeigen die MORPHOGENETICS Welten, die so nicht wirklich, aber vorstellbar und damit doch real sind.
Der Weg aus fast Nichts zur reichen Wirklichkeit, die Ontogenese, die sich unsere Welt durch Jahrmillionen voller Versuche und Irrtümer mühsam und schmerzhaft erkämpft hat, ist für Georg Hornung kürzer. Aber nicht frei von Experimenten.
AM ANFANG IST DER PUNKT
Denn am Anfang ist der Punkt in. Oder das Quadrat. Oder die Kugel. Und aus den Millionen Möglichkeiten, den virtuellen Raum zu beleben werden Formen und Farben. Und schließlich Welten. Dreidimensional und in sich geschlossen.
Mit verlassenen Ecken und Flächen, die sich uns entgegenwerfen. Mit Räumen, die uns einladen und Mauern, die uns Grenzen aufzeigen. Und als eigene (mindestens) dreidimensionale Universen bestehen. Universen, die, da konstruierbar, auch immer möglich sind. Und dabei so schön, dass sie wahr sein müssten. Und zu schön, um wahrscheinlich zu sein. Und doch immer Verwandte der Wirklichkeit.
So würde es uns nicht wundern, wenn uns bei einem Blick durch ein Mikroskop, in eine urtiefe Silber-Mine, in der Höhle hinter einem tropischen Wasserfall, unter den Wurzeln einer jahrtausendealten Eiche ein MORPHOGENETIC begegnen würde. Denn Georg Hornung hat uns auf diese Begegnung vorbereitet.
UND ES WARD LICHT
Nicht durch den Blick über die Schulter auf den Bildschirm. Durch Bannen des Raumes auf eine Fläche. Aus tausend möglichen Sonnen beleuchtet Georg Hornung seine Welten. Aus nur einer einzigen von zigtausend Perspektiven. Durch Rotation und die perfekte Beleuchtung wählt Georg Hornung den perfekten Augenblick für das Porträt dieser einen Welt.
Und schafft so das Zeugnis, dass diese Welt bestand. Und in der besten aller möglichen Welten weiter besteht. Im Atelier von Georg Hornung.
Heiner Reber, 2021
Artist Statement
Die inhaltlichen Wurzeln meiner grafischen und fotografischen Arbeiten liegen in meiner naturwissenschaftlichen Ausbildung und dem Interesse an bio-technologischen Zusammenhängen. Ich versuche Interaktionen und Einflüsse zwischen Natur und humaner Sphäre, zwischen anthropogenen Absichten und natürlichen Prozessen zu untersuchen und darzustellen. Die Arbeit an den Bildern geschieht dabei mehr intuitiv ohne dass ich mich auf konkrete inhaltliche Aussagen oder Formulierungen festlege.
Im 19. Jahrhundert bildete der Zoologe Ernst Heckel die von ihm gefundenen winzigen Meerestiere realistisch mit akribischer Zeichentechnik ab und veröffentlichte sie als „Urformen der Kunst“. Inspiriert durch seine naturwissenschaftliche Arbeitsweise modelliere ich in meinem MORPHOGENETICS* Projekt neue mikrobielle Lebensformen mittels 3D-Software. Wie beim Blick durch ein hochauflösendes Mikroskop präsentieren sich die Porträts meiner erfundenen experimentellen Mikroorganismen – Vorschläge für zukünftige gentechnische Morphogenesen?
*Als Morphogenese (griechisch μορφογενετική – Entstehung der Form) wird die formbildende Entwicklung von Organismen im Verlauf der Ontogenese von Lebewesen bezeichnet.
Georg Hornung, 2021
Details
Die Objekte wurden mit Blender 3D modelliert und gerendert.
Prints sind in folgenden Ausführungen bis maximal 100 x 100 cm erhältlich:
• Laserbelichtung auf Fuji Photo Paper
• Fine Art Pigmentdruck auf Hahnemühle Papier
• Fine Art Pigmentdruck auf Hahnemühle Papier hinter Acrylglas
• ohne Rahmen oder gerahmt in HALBE Magnetrahmen Alu mittelgrau